Anna Rosa Ott: Jeden Tag ein bisschen Erholung

Mehr Erholung – wer würde dieser Tage nicht sofort „her damit“ rufen? Eingespannt zwischen Bürostress und einer langen privaten To-do-Liste, zwischen Erwartungen, die man erfüllen möchte, und Wünschen, die man sich selbst ersehnt, laufen wir oft genug von einer Erledigung zur anderen. Und vergessen dabei völlig, auf uns selbst gut achtzugeben.

Sich erholen, Pausen machen, runterschalten – das scheint nicht vorgesehen zu sein in unserer Betriebsamkeit. Sich entspannt zurücklehnen? Keine Chance! Für ein halbes Stündchen weg vom Arbeitsplatz und raus ins Grüne? Wer hat denn für sowas Zeit! Und im ersten Moment scheint es auch absurd, Arbeit liegen zu lassen, wo sie sich doch jetzt schon stapelt.

Ohne Erholung läuft nichts

Dabei sind es erst die Pausen, die unsere Produktivität ermöglichen. „Ohne Erholung läuft nichts. Mit dafür umso mehr“ heißt auch gleich das erste Kapitel dieses hilfreichen Buchs. Und weiter: „Erholung lässt sich nicht aufschieben, weder auf die lang herbeigesehnte Fernreise noch den alljährlichen Sommerurlaub.“ Es komme auf die kleinen Momente zwischendurch an, schreibt die Autorin. Und legt auf 260 Seiten viel Wissen und noch mehr Anregungen bereit.

Ich kenne das selber von mir: Mitten im Abgabestress des aktuellen Buchs war auch ich verleitet, mir keine Verschnaufpausen zu gönnen. Bei mir läuft das etwa so ab: Diesen Satz schreibe ich noch, dann mache ich Pause. Denke ich mir. Und schreibe weiter. Bei Satz zwei ist dieser Plan auch schon wieder vergessen. Eine Stunde später meldet sich der Rücken. Ach stimmt, ich wollte doch schon längst Pause machen! Aber jetzt wirklich: aufstehen, durchstrecken, ein paar Mal tief durchatmen. Den Blick weg vom Bildschirm oder anderen Mattscheiben, am besten hin zum Fenster und schauen, was es draußen Neues gibt. Einfach so. Eine kleine Wiederbelebung aller Muskeln und eine kleine Wellness-Einheit für die Augen ist das. Dann geht es viel besser wieder weiter.

Gute Erholung kann man lernen

Einfach und klar strukturiert ist das Buch, wie ich finde. Die drei zentralen Kapiteln heißen Erholungserlebnisse, Erholungszeiträume und Erholungsorte, und darin ist alles verpackt, was es zu bedenken gilt. Wie praktisch, dass Erholung nicht auch noch kompliziert ist wie so vieles andere im Leben!

Was kann ich tun? Wann und wie oft? Welcher Ort ist der beste für mich? Von der Kunst, wie man den Feierabend bestmöglich einläutet bis zur Tatsache, dass auch ein bisschen Anstrengung durchaus erholsam sein kann, finden sich wirklich viele Anregungen für alle.

Ach ja, die Unterscheidung zwischen Erholung und Entspannung fand ich interessant. Wir verwenden diese beiden Wörter ja gern als Synonym. Doch: Entspannt die Seele baumeln lassen ist nur eine der Möglichkeiten, wie man sich Gutes tun kann. Genauso, wie der Jahresurlaub auch nur einer der Zeiträume ist, in denen man sich erholen sollte. Da gibt es noch so viele andere! Mein persönlicher Favorit: die Mikropause. Winzig klein nimmt sie mir nichts weg von der ohnehin schon knappen Zeit und hilft mir trotzdem, am Abend nicht völlig erledigt zu sein.

Erholung braucht einen Ortswechsel

Auch beim Ortswechsel denken wir hauptsächlich an den Urlaub, der uns in andere Länder oder zumindest in eine andere Umgebung entführt. Doch im Alltag? Auch hier geht es nicht nur um den großen Schritt weit weg. Es reicht, einfach nur nicht am Arbeitsplatz sitzen zu bleiben, an dem einfach alles nur an Arbeit erinnert. Wie an vielen anderen Stellen im Buch schlägt die Autorin auch hier Reflexionsfragen vor, die mir helfen, meine Erholungsgewohnheiten zu überdenken und neue zu finden: Welche Orte faszinieren mich? Welchen sicheren Hafen habe ich? Welche Plätze verbinde ich mit schönen Erinnerungen? Wo gehe ich meinen Hobbys nach? Antworten darauf weisen auf meine persönlichen Erholungsorte hin.

Das ist eines der wohltuenden Aspekte dieses Buchs: Es gibt darin keine Binsenweisheiten, keine „Mach das, dann geht es dir gut“-Weisheiten. „Gute Erholung ist Erholung, die zu uns passt“, schreibt die Autorin. Genau nach meinem Geschmack. Auch in Sachen Erholung sind wir individuell verschieden.

Impulsgeber für mehr Urlaubsfeeling im Alltag

Das ist doch ein nettes Versprechen, oder? Die Autorin hat übrigens viel Erfahrung mit dem Thema. Sie ist promovierte Psychologin und arbeitet im betrieblichen Gesundheitsmanagement. Einen interessanten Lieblings-Erholungsmodus hat sie übrigens: Achterbahnfahren!

Anna Rosa Ott: Jeden Tag ein bisschen Erholung.
Impulsgeber für mehr Urlaubsfeeling im Alltag. Springer 2024
Springer-Verlag | Die Website der Autorin: https://guterholt.de/

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