Authentisch sein, im „richtigen“ Leben ankommen, den eigenen Werten folgen – dieser Wunsch steckt wohl in uns allen. Eine Aufforderung, darüber nachzudenken.

„Wohin hat mich mein Schreiben geführt“ – diese Frage stellt Kerstin Salvador, Lektorin und Autorin, in ihrer aktuellen Blogparade. Was für eine interessante Frage, dachte ich. Und habe darüber nachgedacht und es geschrieben.*) Denn die Frage berührt etwas, das mir sehr wichtig ist:
Der Wunsch, im „richtigen“ Leben anzukommen, der Anspruch, authentisch zu sein, das tun zu können, was unseren Talenten und Vorlieben entspricht – das steckt doch in uns allen!
Finde den roten Faden, der sich durch dein Leben zieht
Daher ist es auch immer wieder spannend, den roten Faden des eigenen Lebens aufzuspüren und zu prüfen, ob er noch stark genug gewoben ist. Oder ob vielleicht eine Veränderung sich abzeichnet. Vielleicht hast du Lust, diese Fragen für dich zu beantworten:
- Ist es gut, was ich tue? Macht es mir Freude? Geht es mir (meistens) gut von der Hand? Fühlt es sich stimmig an?
- Wie sinnvoll ist das, was ich tue? Bin ich überzeugt davon, dass etwas Gutes dabei herauskommt?
- Wie kam es dazu?
Authentizität heißt, Urheber deines Lebens zu sein
In einem Fachartikel des Existenzanalytikers und Psychotherapeuten Christoph Kolbe lese ich: Das aus dem Griechischen kommende Wort steht für den Urheber, für Echtheit. Authentizität ist also das Gegenteil von Fälschung. Und ich empfinde das als einen wunderschönen Gedanken. Nicht nur deshalb, weil mir als Autorin die Urheberschaft quasi in die DNA geschrieben ist:
Authentisch zu leben heißt, Urheber*in des eigenen Lebens zu sein.
Jetzt könnte man natürlich sagen: Tun wir das nicht ohnehin alle? Es zwingt mich ja niemand, etwas zu tun, was ich nicht möchte. Und doch tun wir regelmäßig auch Dinge, die uns widerstreben:
Zum Zahnarzt gehen. Kontakt zum Nachbarn pflegen, der so mieselsüchtig ist. Selbst Dinge, die wir uns freiwillig aussuchen, tun wir nicht immer gern. Ich liebe es beispielsweise zu schwimmen, aber trotzdem habe ich Tage, da freut es mich nicht. Da gehe ich nur widerwillig. Du kennst bestimmt Ähnliches.
Sind wir dann authentisch? Unter einer Bedingung eindeutig Ja: Nämlich dann, wenn es einen Wert berührt, der wichtig ist. So ist der Zahnarzttermin unangenehm, aber sinnvoll, wenn ich auch noch mit 90 in einen saftigen Apfel beißen können will. Mit dem stets grantigen Nachbarn trotzdem zu sprechen kostet jedes Mal Überwindung. Aber vielleicht ist Respekt ein großer Wert. Und so möchten wir auch den grantigen Nachbarn respektieren, ihn auch mit seinen Ecken und Kanten akzeptieren.
Wenn wir uns vom Eigenen entfernen
Deine Werte sind deine wichtigsten Leitsterne. Wenn dich dein Nachbar ständig beflegelt, wird sich deine respektvolle Bereitschaft schnell drehen, denn dann kommt ein anderer Wert in den Vordergrund: Selbstschutz. Selbstrespekt vermutlich auch. Würdest du dem nicht nachgeben, wärst du vielleicht für deinen Nachbarn ein willkommenes Opfer. Aber du würdest dir untreu werden, dein Eigenes verlassen.
Ähnlich ist das auch im Beruf. Wenn du zum Widerwillen, in die Arbeit zu gehen, auch noch permanent eine Leere verspürst, dann solltest du dich mit Recht fragen:
- Erfüllt es einen Sinn, wenn ich diesen Job noch weiter mache?
- Was genau macht ihn denn sinnlos für mich? Eine Antwort darauf kann dir einen Hinweis geben, wohin du besser gehen solltest.
Ein Beispiel aus meiner frühen Laufbahn: In meinem ersten Job war ich Sekretärin, es hat sich so ergeben. Doch das war nicht mein Leben! Zuarbeiterin eines Chefs zu sein, damit er die Lorbeeren einsackt, für die manchmal hauptsächlich ich hart gearbeitet hatte? Nope. Andere lieben das, ich hasste es. Ich wollte unabhängig sein und selbst entscheiden, wie ich was tue.
Authentizität ist nicht nur Hach-ich-bin-so-glücklich
Heute bin ich selbstständig und tue eigentlich ausschließlich Dinge, die für mich sinnvoll sind. Ich habe beruflich meine Authentizität gefunden. Das heißt aber nicht, dass ich jeden Handgriff liebe. Buchmarketing ist z.B. etwas, das ich lieber vom Tisch hätte. Aber: Es ist für mich in höchstem Maße sinnvoll, mich darum zu kümmern. Was wäre ich für eine Autorin, die nicht gelesen werden will?
Wie bereits erwähnt: Authentizität ist nicht automatisch LiebeWonneEierkuchen. Sie will erarbeitet werden. Will immer wieder auf den Prüfstand gehoben werden. Denn gerade berufliche Vorlieben dürfen sich auch verändern. Ein Wert, der dein Leben prägt, lässt sich schließlich auf verschiedene Weisen ausleben. Wenn Zahlen dich faszinieren, sie für dich sinnvoll sind, kannst du Controllerin werden. Oder Mathe-Lehrer oder Astronautin. Oder Supermarkt-Kassierin.
Folge deinen Sinnspuren
Deinem Eigenen zu folgen ist sehr sinnvoll. Schließlich hat niemand etwas davon, wenn du in einem Job, in einer Situation feststeckst, die dir nicht guttut. Das hat auch gesellschaftliche Relevanz. Der Philosoph Fritjoff Bergmann sagte sinngemäß: Wenn du das tust, was du wirklich, wirklich willst, dann bist du auch gut darin und bringst dich und alle anderen weiter.
Wenn du auf deinen Sinnspuren hängen bleibst, dich verfängst, nicht weiterkommst: Melde dich bei mir. Ich bin Sinncoach und helfe dir gern beim Reflektieren, in die Tiefe gehen, beim Weiterdenken. Beim Gestalten deiner Zukunft. schreiben@daniela-pucher.at.
*) Vielleicht animiert dich mein ganz oben erwähnter Artikel dazu, deine Reflexion zu verschriftlichen, wie ich es hier getan habe. Warum gerade aufschreiben, fragst du ? Wie hilfreich es ist, Gedanken nicht nur zu denken, sondern auch aufzuschreiben, kannst du gern hier oder auch hier weiterlesen.