
Sportmotivation: Sport hat so viele Aspekte, und doch sehen viele nur Wettkampf und Leistung darin. Wie bunt und vielfältig er sein kann, erfährst du hier
Derzeit geistert ganz heftig eine Buchidee in meinem Kopf herum: ein motivierendes Buch über Sport. Keinen Ratgeber, sondern ein Buch für Inspiration, das aufzeigt, was im Sport alles stecken kann – abseits von Leistung. Ich möchte die bunte Welt des Sports aufzeigen, sodass man Lust bekommt auszuprobieren. Mal sehen, ob mir das gelingt.
Jedenfalls steckt meine Nase derzeit in einem dicken Schmöker über die Geschichte des Sports und in einem Buch über Sportphilosophie. Zumindest Letzteres ist … nun, sagen wir etwas sperrig zu lesen. Ich nehme an, das gehört sich so für ein Philosophiebuch, dass man sich ordentlich anstrengen muss, um es zu verstehen.
Warum ich mich freiwillig anstrenge? Weil ich dem Phänomen auf den Grund gehen möchte, warum manche Menschen begeisterte Sportler sind und andere wiederum sich so schwertun, in die Gänge zu kommen. Weil ich das Wesen des Sports besser begreifen mag in der Hoffnung, dann besser zu verstehen, was daran hinderlich ist.
Sportmotivation: Wettkampf ist nur einer von vielen Aspekten
Wenn ich die Google-KI nach dem Wesen des Sports frage, meint sie, es wäre der Wettkampf, bei dem körperliche und geistige Fähigkeiten gegenübergestellt werden. Wundert mich gar nicht, dass sie das behauptet. Schließlich sehen das viele genau so.
Ich hingegen sehe das ein bisschen anders. Denn Sport hat so viele Facetten! Ich bin begeisterte Sportlerin und für mich war der Wettkampf nie zentral. Ich habe darauf hintrainiert, weil man einen vollständigen Triathlon kaum auf eigene Faust durchführen kann. Aber in Wahrheit hatte ich nur Spaß am Training, nicht am Wettbewerb. Mein Trainer, eindeutig ein Wettkampftyp, fand das übrigens trotzdem ganz in Ordnung so. Spaß an der Bewegung zu haben, darum geht es doch.
Wie ich überhaupt bei vielen Begegnungen mit anderen Hobbysportlern festgestellt habe, dass für manche der Wettbewerb motivierend ist, für andere aber auch nicht. Wenn wir über unseren Sport sprachen – Schwimmen, Radfahren, Laufen –, dann leuchteten die Augen. Dann tüftelten wir gemeinsam am Armzug beim Schwimmen oder erzählten uns lustige Erlebnisse beim Training. Nicht, weil wir bei einem Wettbewerb gewinnen wollten. Sondern weil wir Freude an unserem Sport hatten und Freude sich bekanntlich verdoppelt, wenn man sie teilt.
Was, wenn Sport ganz anders ist?
Stell dir vor, Sport wäre ganz anders, als du glaubst. Ich hätte da ein paar Vorschläge:
- Was wenn das Wesen des Sports darin liegt zu spielen und einfach Freude zu empfinden? Mit anderen im Team oder auch alleine mit dir, das kommt auf deinen Typ an.
- Was, wenn es darum geht, den Geist zu erfrischen nach einem vollgestopften Tag im Büro? Sport ist meiner Meinung nach der beste Entspannungsbringer überhaupt, gefühlt besser als jede Meditation.
- Was, wenn der Sinn darin liegt, die Natur zu genießen? Sich eins fühlen mit den Elementen, sich als Teil des großen Ganzen fühlen, das kann der Sport ermöglichen!
- Oder mit Freunden etwas gemeinsam zu unternehmen? Eines der zentralen Wesensmerkmale des Sports ist der soziale Aspekt: gemeinsam freuen, einander helfen, einander anfeuern oder auch gemeinsam traurig sein, wenn etwas nicht so gelingt – das schweißt zusammen.
- Was, wenn der Sinn des Sports es ist, uns an unser natürliches Verhalten zu erinnern, das in uns von Natur aus angelegt ist: in Bewegung zu sein? Bewegung ist dem Leben immanent, wir sind nun mal keine Sitztiere (drum bekommt unser Rücken auch Probleme bei zu wenig Bewegung).
- Vielleicht geht es auch darum zu lernen, auf den eigenen Körper zu hören. Seit ich regelmäßig sportle habe ich so viel über die Grenzen und Möglichkeiten meines Körpers gelernt. Viele Menschen haben heute kein gutes Verhältnis zum Körper und spüren nicht, was er gerade braucht. Wie soll man da gut auf die eigene Gesundheit achten?
- Was, wenn es einfach nur um good vibrations geht, ob allein beim Waldlauf oder gemeinsam beim Beach-Volleyball? Endorphine sei Dank!

Vernunft allein ist eine schlechte Sportmotivation
Viele derer, die es nicht schaffen, regelmäßig zu sporteln, haben die Gesundheit vor Augen. Weil die Ärztin ihnen die Rute ins Fenster gestellt hat oder die Diätologin ihnen ins Gewissen geredet hat, dass richtige Ernährung zwar wichtig, aber ohne Sport nur die halbe Miete ist. Es stimmt ja auch, dass regelmäßiger Sport uns gesund erhält und unsere gesunde Lebensspanne verlängert. Wie es auch in unserem Buch „Raus aus der Hängematte, rein ins fitte Leben“ steht.
Doch es liegt wohl auf der Hand: Die Vernunft allein ist oft ein schlechter Motivator. Vielleicht ist das sogar meistens so. Nur weil die Wissenschaft es beweist, dass ausreichend Sport und Bewegung die gesunde Lebensspanne wesentlich verlängert, kriechen all die Sportmuffel nicht hinter dem Ofen hervor. Wer nur der Vernunft gerecht werden will, der braucht schon sehr viel Disziplin. Und es ist sehr anstrengend, den inneren Schweinehund täglich aufs Neue zu überlisten!
Motivierend ist, was deine Emotionen weckt
Emotionen sind da schon weit bessere Sportmotivatoren. Wenn ich durch den Wald auf einen Berg hinauflaufe, dann fühle ich mich frei. Ich atme die würzige Waldluft ein. Ich höre es neben mir rascheln und freue mich, eine Amsel im Laub zu entdecken. Ich genieße es, meinen Körper zu spüren. Wie er mit Kraft vorankommt, wie der Puls langsam steigt, wie er schließlich müde wird. Am Ende meiner Runde bin ich glücklich – mein Körper fühlt sich sensationell an und meine Seele macht Luftsprünge. Das ist keine Übertreibung!
Das ist, was mich motiviert: Ich möchte dieses schöne Gefühl, dieses Erlebnis in der Natur wieder haben. Mir persönlich steht der Sinn nach Naturerleben, nach Eins-Sein mit dem Wald. Oder beim Schwimmen mit dem Wasser.
Doch das musste ich erst herausfinden. Nicht jede Sportart ist für jeden die richtige. Da hilft nur: neugierig sein und ausprobieren. Meine Lust am Ausprobieren hat mir geholfen und sicher auch mein Wille zum Sinn. Auch wenn wir das nicht immer bewusst haben: Wir Menschen brauchen bei jeder Entscheidung das Gefühl der Sinnhaftigkeit, und das hat viel mit den eigenen Werten und Wesensverwandtschaft zu tun.
Mach dir die Sportwelt, wie sie dir gefällt!
Wenn zwei Menschen sich wesensverwandt fühlen, sind sie sich sympathisch und verbringen gern Zeit miteinander. Dasselbe gilt auch beim Sport: Wenn das Wesen des Sports mit deinem Wesen kompatibel ist, wird ein Schuh draus. Ich habe in diesem Artikel Anregungen für dich, wie du den für dich richtigen Sport finden kannst.
Übrigens: Schon im ausgehenden Mittelalter ging es vor allem in Adelshöfen viel um Sport. Nicht um sich für die nächste Schlacht fit zu machen, dafür war ja das Fußvolk da. Sondern um sich die Zeit zu vertreiben. Königin Katharina von Aragon beispielsweise „passed the summer in disports“. Und auch König Heinrich der VIII. von England konnte stundenlang darüber schwärmen, dass „he hath had good sport“.*)
Vielleicht ist es an der Zeit, uns diese spielerische Haltung zum Sport endlich wieder herzuholen!

*) aus Wolfgang Behringer: Kulturgeschichte des Sports, C.H.Beck 2012





