Warum wir mehr Bücher lesen sollten, Teil 1

Lesen ist ein sinnvoller Zeitvertreib – und kann noch so viel mehr! Über die vielen Vorzüge des Lesens von Büchern und viele überzeugende Gründe, öfter ein Buch in die Hand zu nehmen.

Draußen wird es langsam herbstlich. Die Sonne steht tiefer und wirft ihr goldenes Licht auf die bunt werdenden Bäume. Wenn das nicht die beste Zeit ist, ein Buch zu nehmen und es sich daheim gemütlich zu machen!

Lesen – vor allem das Lesen von Büchern – hat mehr Vorzüge, als du glaubst. Viele denken zuerst an einen netten Zeitvertreib, doch das ist nur einer der vielen guten Gründe. Tatsächlich wirkt Lesen auf vielfältige Weise. Und weil das so viele sind, gibt es diesen Artikel in zwei Teilen: heute und in zwei Wochen den nächsten.

Lesen eröffnet neue Perspektiven, neue Welten

Lesen ist Abenteuer im Kopf, heißt es. Jedes Buch eröffnet uns eine Welt, und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie sich von unserer unterscheidet. Das gilt nicht nur für Science-Fiction-Romane. Wir schlüpfen in die Schuhe der Hauptfigur, des Gegenspielers und der anderen Figuren und sehen mit deren Augen ihr soziales und geografisches Umfeld, ihre Probleme, ihren Alltag und Abenteuer. Wir erkennen ihren Horizont und begreifen Seite um Seite ihre Werte und Einstellungen, ihre Sicht auf die Welt. Und so erweitert sich unser Horizont.

Auch Sachbücher haben diese Wirkung, wenn auch viel direkter. Bei Romanen leben wir emotional mit, weil die Geschichte uns hineinzieht. Bei Sachbüchern lernen wir die Sicht des Autors, der Autorin kennen. Nicht nur ihr Wissen und ihre Erfahrungen, sondern (sofern es ein gut geschriebenes Sachbuch ist) auch die Werte und die Haltung, die die Autorin zum Thema hat.

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Lernen ohne Anstrengung

Das führt gleich zum nächsten Punkt: Indem wir in die Schuhe des Romanpersonals oder der Sachbuchautorin schlüpfen, lernen wir daraus. Ein Beispiel: Du liest einen Roman, in dem die Protagonistin am Übergang vom Erwerbs- ins Pensionsleben mit sich hadert. Du hast dir diesen Roman nicht zufällig ausgesucht, denn dich plagt die Tatsache, dass du bald zum alten Eisen gehörst, und haderst mit deinem Alter. Der Roman kann dir helfen, das Älterwerden in einem milderen Licht zu betrachten, vielleicht humorvoll draufzuschauen. In jedem Fall erkennst du: Ich bin nicht alleine mit meinem Problem.

Lesen hilft beim Problemelösen. Romanfiguren haben immer Probleme – sei es in der Liebe oder im Beruf oder sie haben die Welt zu retten. Manchmal decken sie sich mit unseren eigenen. Es ist fast wie in einer Selbsthilfegruppe: Indem wir den anderen zuhören und deren Probleme emotional verstehen lernen, lernen wir auch etwas für unsere eigenen Probleme.

Empathie und Persönlichkeit entwickeln

Als Empathie wird die Fähigkeit verstanden, sich in andere Menschen hineinversetzen zu können. In einer Studie an der New School for Social Research konnte nachgewiesen werden, dass Lesen die Empathie fördert. Das kann man gut nachvollziehen: Indem wir in die Schuhe der Protagonisten steigen, lernen wir, uns in ihre Motive, Absichten und Handlungen hineinzuversetzen. Wir würden vielleicht anders handeln, aber wenn die Figur literarisch gut dargestellt wird, können wir nachvollziehen, warum sie so und nicht anders handelt.

Wir trauern mit ihnen, lachen, weinen und leiden mit ihnen, freuen uns für sie. Am Ende sind wir erleichtert, wenn alles gut ausgegangen ist. Das ist Empathie! Und wenn wir eine Tragödie lesen, lernen wir zu begreifen, was es heißt, wenn das Leben es nicht gut mit uns meint.

Im Übrigen ist dieser Effekt des Lesens auch ein Teil der Poesie– und Bibliotherapie. Letztere arbeiten mit Büchern und nutzt unsere Empathiefähigkeit beim Lesen.

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Lesen fördert die Meinungsbildung

Bei Sachbüchern ist es ganz eindeutig: Wir erlesen uns das Wissen einer Autorin und ihre Erfahrungen und Ansichten zu einem bestimmten Thema. Die Autorin zeigt die Für und Wider auf, beleuchtet Hintergründe, bringt Aspekte ein, an die wir bislang nicht gedacht haben. Das alles hilft uns, unsere Meinung zum Thema zu schärfen. Die muss nicht mit der Meinung der Autorin konform gehen. Als reifer Leser regt uns auch die kontroverse Sicht dazu an, unsere eigene Meinung zu reflektieren und zu schärfen.

Nicht nur Sachbücher legen konkrete Themen dar. Das können auch manche Romane. Man denke nur an die Thriller von Marc Elsberg, der in jedem seiner Romane ein höchst aktuelles Thema aufgreift und dementsprechend auch viel recherchiert, bevor er seine Fantasie galoppieren lässt. In „Helix“ geht es beispielsweise um Gentechnik und Genmanipulation, um nur eines seiner zahlreichen Thriller zu erwähnen.

Dass totalitäre Systeme Bücher (Zeitschriften, das Internet etc.) zensieren, verbieten oder verbrennen, ist ein klarer Beweis dafür, wie sehr Bücher meinungsbildend sind. Es ist nun einmal so: Menschen, die lesen, sehen die Welt aus unterschiedlichen Perspektiven. Sie entwickeln ihre eigenen Gedanken, und das ist für Autokraten und Diktatoren nicht erwünscht.

Lesen entspannt

Nach so viel anregender Meinungsbildung habe ich abschließend noch einen wohltuenden Aspekt für dich: Lesen entspannt. Ja, auch wenn du einen Krimi liest 😉 Warum das so ist?

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Wenn wir lesen und in die Geschichte eintauchen, konzentrieren wir uns. Das geht auch gar nicht anders, sonst würden wir gar nicht verstehen, was wir lesen. In dem Moment, wo wir mit eigenen Gedanken abschweifen, verlieren wir den Faden beim Lesen und müssen den Absatz noch einmal lesen.

Genau diese Konzentration führt zur Entspannung. Unser Gehirn ist mit Lesen beschäftigt. Es hat somit gar keine Kapazität frei für die Sorgen und Probleme, für den frustrierenden Tag, für die Ängste, die uns sonst plagen. Unsere Stressachsen können sich also beruhigen, der Blutdruck sinkt, die Stresshormone werden reduziert.

Lesen ist übrigens die beliebteste Form des Ausruhens, wie eine große, international angelegte Studie belegt. 18.000 Personen aus 135 Ländern nahmen daran teil, und noch vor „Zeit in der Natur verbringen“ landete das Lesen an erster Stelle. Das hat mir das übrigens sehr lesenswerte Buch „Die Kunst des Ausruhens“ von Claudia Hammond verraten.*)

Beim nächsten Mal geht es weiter mit den Vorzügen des Lesens. Da wird es um Sprachentwicklung gehen, um Konzentrationsförderung und noch einige andere Aspekte. Stay tuned!

*) Claudia Hammond: Die Kunst des Ausruhens. Wie man echte Erholung findet. Dumont 2021. Dieses Buch habe ich hier vorgestellt. Und hier geht’s zum Verlag.

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Dieses Magazin ist jedenfalls kein Ich-weiß-alles-und-sag-dir-wie’s-geht-Blog. Sondern eines, das dich inspirieren soll, dir Anregungen bietet oder dich auch einfach nur unterhält. Wenn ich dich bei deinen Lebensprojekten unterstützen soll – ich freue mich auf deine Nachricht!

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