Erholung ist wichtig für die Gesundheit – ein No-Brainer eigentlich. Interessant, dass viele trotzdem zu wenig darauf achten, gerade wenn eine stressige Zeit bevorsteht. Wie Rhythmen dir helfen, liest du in diesem Artikel.
Müde vom anstrengenden, stressigen Arbeitstag fällst du am Abend auf die Couch. Wochen-, vielleicht sogar monatelang sehnst du den Urlaub herbei, damit du dich endlich erholen kannst. Du träumst von Hängematten und Schaumbädern und einer Zeit nach Weihnachten, wo endlich alles zur Ruhe kommt. Und bis dahin? Bis dahin denkst du „Augen zu und durch“. Du wirst das schon schaffen, irgendwie.
Erkennst du dich wieder? Wenn ja: Willkommen im Club. Denn auch ich kenne das alles nur zu gut. Mittlerweile kann ich sagen: Ich bin meinem Körper dankbar, dass er mir deutliche Signale gibt, wenn er Pause braucht. Aber ich hab’s ja auch besser als viele andere Berufstätige. Ich kann mir meine Pausen selbst einteilen. Wenn ich das verabsäume, wird der Rücken ungnädig oder die Schulter beleidigt.
Auch das Gehirn braucht Pausen
Oder das Hirn, auch das kann sich beschweren und seine Grenzen aufzeigen. Wie zuletzt, als ich unser Buchmanuskript mit hängender Zunge gerade noch termingerecht an die Lektorin weitergereicht habe. Danach war ich für ein paar Tage lang leergeschrieben, da ging gar nichts. Aus die Maus. Keine Formulierungen, keine Wörter mehr da. Früher wurde ich in solchen Situationen ungeduldig. Mittlerweile kann ich das gelassen sehen. Kopfarbeit und Kreativität sind nun einmal nicht ständig auf Abruf möglich, sie brauchen ganz dringend viele Pausen.
Es ist schon interessant, dass wir der Hirnarbeit so wenig Respekt entgegenbringen. Das Hirn soll einfach machen, und aus! Ich erinnere mich noch gut an eine Kollegin aus meiner Angestelltenzeit, die sich beklagte, dass ihr Mann kein Verständnis hatte, wenn sie abends müde aus dem Büro heimkam. Er war Handwerker, er hatte den ganzen Tag körperlich schwer gearbeitet. Da war es sonnenklar, dass er am Abend müde war. Aber seine Frau? „Im Büro sitzt du doch nur herum, wie kannst du da müde sein“, sagte er und scheuchte sie herum.
Hirnarbeit scheint nicht anstrengend zu sein. Und ist es aber doch.
Der Arbeit-Pausen-Rhythmus
Beginnen wir im Kleinen: Es gibt Studien, die untermauern, dass wir besser in kürzeren Zeitabschnitten arbeiten und dazwischen kleine Pausen machen. Forscher haben festgestellt, dass auf diese Weise die Produktivität stieg. Zu einer kleinen Berühmtheit hat es da die Pomodoro-Technik gebracht: Stell dir eine Küchenuhr auf 25 Minuten, arbeite hoch konzentriert, danach machst du 5 Minuten Pause. Du kannst natürlich auch 45-15 oder 50-10 machen, so genau musst du es nicht nehmen. Hauptsache, du sorgst für stündliche Pausen – und dafür, dass du in der Arbeitsphase konzentriert und störungsfrei werken kannst.
Der Tagesrhythmus
Die nächstgrößere Pausenfrequenz findest du, wenn du den Tag betrachtest. Vier Stunden Arbeit (mit oben erwähnten Mini-Pausen), Mittagspause, dann noch einmal vier Arbeitsstunden, Feierabend. Wenn du mehr als acht Stunden am Tag arbeiten musst, solltest du auf die längeren Pausen erst recht nicht verzichten. 3,5 Stunden Arbeit – eine halbe Stunde Mittagspause – noch einmal 3,5 Stunden Arbeit – eine halbe Stunde Pause – und dann hast du viel mehr Energie für die Überstunden, die noch folgen müssen.
Der Tag-Nacht-Rhythmus
Unsere vorindustriellen Vorfahren mussten sich nach dem Tageslicht orientieren und taten das wohl meist auch dann, wenn Kerzen und Petroleumlampe vorhanden waren. Bei flackerndem Licht war es schließlich anstrengend, auch kleinere Hausarbeiten zu erledigen. Heute drehen wir einfach am Schalter und haben es auch noch um Mitternacht taghell. Feine Sache! Nur der natürliche Rhythmus kommt meist zu kurz. Wichtig daher: Achte auf ausreichend Schlaf.
Acht Stunden gelten so als Richtwert. Trotzdem: Wie viel das sein sollte, variiert von Mensch zu Mensch ein bisschen. Leonardo da Vinci soll angeblich nur vier Stunden Schlaf gebraucht haben, liest man oft. Aber das sind wohl Ausnahmemenschen. Wenn du schlecht oder zu kurz schläfst, versuche, tagsüber ein Mittagsschläfchen einzubauen. Wenn das auch nicht geht: Gehe möglichst energieschonend durch den Tag, denn wenn dein müder Körper und dein müdes Hirn Höchstleistung bringen müssen, geht das in der Regel nicht gut. Du bist dann verletzungs- bzw. fehleranfälliger als sonst.
Der Biorhythmus
In letzter Zeit lese ich häufig, der Biorhythmus sei nur ein Mythos. Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Ich beobachte schon einen Unterschied zwischen Menschen, die aus dem Bett hüpfen und sofort leistungsbereit sind, und solchen, die dafür am Abend länger gut leisten können. Lerche oder Nachtigall – wie auch immer man das bezeichnen mag, so geht es letztlich ja doch nur darum, herauszufinden, wann du gut und wann du weniger gut performst. Darauf Rücksicht zu nehmen, ist der Schlüssel zu guter Erholung.
Saisonale Rhythmen
Früher gab es in fast allen Branchen eine Haupt- und eine Nebensaison. Heutzutage, wo es immer schwieriger geworden ist, noch produktiver zu sein als die Konkurrenz, wird die Nebensaison vollgestopft mit Dingen, die auch mal gemacht werden müssen. Daran ist grundsätzlich nichts verkehrt. Nur übertreiben sollte man es nicht und sich vor Augen halten, dass eine Nebensaison mehr ist als nur eine umsatzschwache Zeit. Sie ist die Zeit, in der du deine Batterien aufladen sollst, damit du die nächste Hauptsaison gut durchstehst.
Auch Projekte haben Rhythmen
Bei großen Projekten erkennt man das relativ gut: Ein neues Kundenprojekt (oder auch ein internes oder ein privates Unterfangen) steht an. Vor dem Projektstart schwingst du dich ein, bereitest dich geistig drauf vor. Mit dem Kick-off beginnt die Arbeit. Die Konzeptphase ist wichtig, um dem Projekt die nötige Richtung zu geben und den Aufwand zu überblicken. Dann gibt es vermutlich Meilensteine, an denen du dich entlanghangelst. Die heiße Phase ist die kurz vor Projektabschluss, die braucht deine gesamte Energie. Und dann ist es vollbracht.
Entscheidend: Danach unbedingt eine Pause einlegen, die lange genug ist, um dich wieder zu regenerieren. Wenn du das ignorierst und das nächste Projekt gleich startest, wird deine Produktivität von Anfang an leiden.
Feiern als Teil der Pause
Wenn wir schon beim Projektabschluss sind, ist die Idee nicht weit, das auch zu feiern. Ich plädiere sehr dafür! Und zwar unmittelbar nach Projektabschluss zumindest du mit dir allein. Freu dich, dass du etwas geschafft hast. Lass den Prozess vorüberziehen und reflektiere: Was ist gut gelungen, worauf bist du stolz? Und dann ab ins Schaumbad. Oder in die Hängematte.
Oder du gönnst dir zur Feier des Abschlusses einen Spaziergang oder ein gemütliches Dauerläufchen. Denn unmittelbar nach einer stressigen Zeit ist dein Körper voll mit Stresshormonen. Gönne dir die Möglichkeit, diesen schädlichen Stress so schnell wie möglich wieder abzubauen. Bewegung ist das Beste, was du dafür tun kannst! Das gilt natürlich nicht nur für Projektenden, sondern für jede auch nur kurze stressige Situation.
Urlaub
Jetzt haben wir noch gar nicht über den Urlaub gesprochen. Na sowas auch! Ist natürlich auch wichtig, um deinem Körper, deinem Hirn und deiner Seele eine längere Pause zu gönnen. Und wir wollen alle nicht drauf verzichten, uns in dieser schönen Zeit neue Impulse zu holen, Tapetenwechsel zu haben und ein, zwei Wochen lang einmal ohne Ziel in den Tag hinein leben zu können. Herrlich! Für deine langfristige Gesundheit sind alle anderen Rhythmen und Pausen, von denen ich hier geschrieben habe, jedoch viel bedeutsamer.
In diesem Sinne: Schau auf dich. Weihnachten steht vor der Tür, für viele eine stressige Zeit, wo von Urlaub keine Rede sein kann. Der ideale Zeitpunkt, um mit kleinen Pausen den unterschiedlichen Rhythmen zu folgen. Hab einen energiereichen und fröhlichen Advent!
Foto (c) Fotolia wavebreakmediamicro