Optimisten haben es manchmal nicht leicht. Vor allem wenn einem so viel pessimistischer Wind um die Ohren pfeift. Vier Ideen, wie man ihnen begegnen kann, um die eigene Zuversicht nicht zu verlieren.

Ich bin bekennende Optimistin. Wenn ich mich in meinem Umfeld jedoch umhöre, scheine ich in der Minderheit zu sein. Rundum Sorgen, Krankheiten, Probleme, Mängel, Zweifel, Fehlentwicklungen, Fehlverhalten. Viel zu oft seufzt und jammert mir jemand ins Ohr. Dystopische Szenarien. Pessimistische Gedanken über Gegenwart und Zukunft. Von den Nachrichten gar nicht erst zu sprechen, die mich über TV, Radio, Zeitungen und Social Media erreichen. Zugegeben: Die Welt sieht im Moment nicht gerade danach aus, als könnte man sich darin wohlfühlen: Politischer Rechtsruck an vielen Ecken, die Umwelt wird zubetoniert, auf dass zuerst die Felder und in weiterer Folge wir alle verhungern. Ich verstehe es, dass es einem schwerfällt, dabei noch fröhlich in die Zukunft zu schauen.
Doch ist es nicht gerade dann wichtig, den Mut nicht zu verlieren? Positiv zu bleiben? Hoffnung und Zuversicht sind es doch, die uns veranlassen, die Zukunft innovativ und lebenswert zu gestalten! Mag sein, dass uns Pessimismus und Problemdenken vor manchen Enttäuschungen bewahrt (wenn ich sowieso nicht an einen guten Ausgang glaube, bin ich quasi vorbereitet). Doch es ist der Optimismus, der Glaube an eine Zukunft, die Überzeugung, dass es gut werden wird, was uns Menschen weitergebracht hat. Unsere Vorfahren wären sonst in ihrer Höhle geblieben und hätten erst gar nicht das Rad erfunden und gelernt, Feuer zu machen.
Optimistisch, vertrauensvoll und zuversichtlich bleiben
Manche jedoch scheinen sich in ihrer pessimistischen, problemfokussierten Sicht regelrecht zu verlieren. Chronisch negativ sozusagen, und das macht doch auf Dauer krank! Zeitweise fällt es mir schwer, dagegenzuhalten. Wie in den letzten Wochen gerade. Vielleicht liegt es an den recht stressigen Monaten, die hinter mir liegen, die meine Energiereserven ordentlich schrumpfen haben lassen. So hatte ich weniger Kraft, mich gegen so viel Pessimismus zu wehren.
Und irgendwie habe ich auch das Gefühl, nicht ausreichend gerüstet zu sein. Was tut man, wenn einer ständig jammert? Wie antwortet man einer, die immer nur die Probleme sieht und das auch noch gut findet? Wie agiert man sinnvoll in Situationen, wo einem Dystopien entgegenwehen?
Feldversuch No. 1: Konkret Verständnis aufzeigen
“Schau dir den Deppen an, wieso schleicht der denn so um die Kurve! Man sollte manchen wirklich den Führerschein abnehmen!“ Ein Evergreen in meinem Leben ist es, mir wütende Beschwerden über andere Verkehrsteilnehmer anzuhören. Wenn das Fehlverhalten für andere gefährdend ist, verstehe ich das ja. Aber wenn einer nur ein bisschen zu langsam fährt? „Der hat bestimmt eine Geburtstagstorte am Beifahrersitz stehen und muss aufpassen, dass sie nicht kippt“, sage ich dann oder „Vielleicht sucht er nach dem richtigen Weg“.
Wirkung: Wahlweise Ablehnung, Skepsis, ein Grummeln oder Augenrollen. Ja gut. Wenn einer leicht vom Verhalten anderer genervt ist, ist er vermutlich auch von meinen ständigen Versuchen genervt, Verständnis für andere zu finden.
Feldversuch No. 2: Das Gute im Schlechten
„Es ist furchtbar, ich zahle viel zu viele Steuern. Die Politiker kriegen den Hals auch nie voll! Und die Sozialversicherung hat das vorletzte Jahr aufgerollt und jetzt hab ich eine fette Nachzahlung. So eine Frechheit!“ Alle möglichen positiven Sichtweisen dazu habe ich schon angeboten. Bis ich eine gefunden habe, mit der ich zumindest vorübergehend Frieden erzeuge: „Wenn das so ist, dann hast du offenbar das Privileg, genug verdient zu haben. Das ist doch ein Grund zur Freude, oder?“
Wirkung: Schweigen. Für kurze Zeit zumindest.

Feldversuch No. 3: Die Verstärkung
„Schau dir diesen Dreck an. Immer lassen alle ihre Abfälle einfach liegen. Überall nur Müll, nie werfen sie ihren Schmutz in die Mülleimer!“ Ich gebe zu, für rücksichtslose Mitmenschen habe ich auch wenig Verständnis. Womit ich aber hadere ist, wenn Menschen pauschalieren: immer, alle, überall, nie. Dabei ist es doch meist eine Minderheit, die nur deshalb so groß wirkt, weil sie unangenehm auffällt. „Du hast recht, ALLE! Ich kenne niemanden, wirklich niemanden, der seinen Abfall richtig entsorgt. Du nicht, ich nicht, niemand. Ein Skandal!“
Wirkung: Kurzes Innehalten und dann ein Zurückrudern. „Naja, du übertreibst jetzt aber. Es gibt schon auch Menschen, die rücksichtsvoll sind.“ Tsihihi!
Feldversuch No. 4: Die paradoxe Intervention
„Was, du willst 100 werden? Also ich weiß nicht. Altwerden ist doch kein Spaß. Ich sage dir, mit spätestens 70 ist das Leben vorbei, dann gibt es nur noch Rollator und Demenz! Das Einzige, was uns zu tun bleibt, ist, bis dahin alles rauszuholen, was geht. Party, essen, was schmeckt, trinken, was geht. Prost!“ Als mir das das erste Mal jemand mit voller Überzeugung entgegnete, war ich sprachlos. Und irgendwie tief betroffen. Heute habe ich eine Idee, was ich hätte entgegnen können: „Also ich würde an deiner Stelle nur mehr fetten Schweinsbraten und ausschließlich Bier und Sekt trinken. Nur ja kein Wasser, um Himmels willen, und kein Obst und Gemüse, weil das ist alles pfui. Grauslich! Dann hast du es schneller hinter dir. Darauf einen Schnaps, aber einen doppelten. Prost!“
Wirkung: Da ich das noch nie selbst probiert habe, weiß ich es nicht. Bei diesem Pessimisten im Beispiel schätze ich, dass er gelacht hätte. Dann wäre er aufgestanden und hätte uns einen Schnaps geholt. 😉
Ich hätte wohl mit ihm angestoßen. Auf das Leben, wohlgemerkt, und nicht auf das baldige Siechtum. Und ich hätte ihm unser Buch empfohlen, das in Kürze erscheint.*) Da stehen nämlich unter anderem auch Forschungsergebnisse drin, die belegen, dass man mit Optimismus nicht nur glücklicher, sondern auch deutlich länger lebt.
Weitere Ideen? Ich bin neugierig!
Manchmal wünsche ich mir mehr Schlagfertigkeit, die habe ich nämlich höchst selten. Aber ich bin überzeugt davon, dass mit ein bisschen Vorbereitung die Schlagfertigkeit schon kommt. Daher: Welche Möglichkeiten siehst du? Wie entgegnest du, wenn dir die Miesepeter und Problemwälzer deiner Umgebung zu viel werden? Was hast du schon ausprobiert? Lass uns Ideen sammeln. Ich freue mich auf deinen Kommentar!
*) Pucher, Barilits: Raus aus der Hängematte, rein ins fitte Leben
Gesunde Gewohnheiten finden, mit denen du frisch und fröhlich 100 wirst
Edition sinnundstift, BoD Verlag Norderstedt 2025 Hast du Lust auf eine Leseprobe? Bitte hier lang!